Online Falschmeldungen teilen oft die gleichen Charakteristiken und wurden auf gleicher Weise produziert und angewandt. Wenn Sie genügend Zeit darauf verwenden, Falschmeldungen aufzuspüren und Sie zu enthüllen, werden Sie ein feineres Gespür entwickeln um Falschmeldungen zu entdecken und weniger leicht auf Sie reinzufallen.
Aber nicht jeder von uns kann Monate oder Jahre darauf verwenden, Falschmeldungen aufzuspüren und sie aufzudecken. Hier sind einige meiner Erkenntnisse der letzten Jahre.
1. Ein Zeitstrahl ist nicht immer sinnvoll
Wenn man eine gefälschte Nachricht kreieren möchte, ist meistens eine Hintergrundgeschichte notwendig, um die nötige Glaubwürdigkeit herzustellen. Manchmal bedeutet dies, eine Historie über ein Unternehmen, eine Person oder Objekt zu erfinden. Je weiter man zurück gehen muss um die Glaubwürdigkeit aufzubauen, je größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fehler begangen wird.
Ein wirklich einfaches Beispiel ist eine Falschmeldung die behauptete, dass ein Forschungsunternehmen Beweise dafür hätte, dass Nutzer des Internet Explorers einen geringeren IQ als Nutzer anderer Webbrowser hätten.
Das in der Pressemeldung zitierte Unternehmen sagte, dass Sie seit 2006 bestehen. Aber eine schnelle Whois-Suche auf ihren Domain-Namen zeigt, dass das Unternehmen nur Wochen vorher registriert wurde. Die Hintergrundgeschichte zerbröckelte an einer simplen Suche. (Leider wurde die Geschichte lange vor ihrer Entlarvung aufgeschrieben).
2. Namen und Menschen sind problematisch
Die Namen und Menschen, die in Falschmeldungen zitiert werden, haben oft Lücken in ihrer sehr dünnen Historie. Der Grund dafür ist, dass diese Menschen in den meisten Fällen gar nicht existieren.
Nehmen wir doch zum Bespiel den Anwalt, der als angeblicher Vertreter von Jay Z und Beyonce in ihrem Versuch die Rechte an der Nationalflagge zu kaufen, zitiert wurde. Diese Falschmeldung basierte auf den Zitaten des Anwalts “Ralph Hammerstein”. Eine Online-Suche nach Anwälten mit diesem Namen brachte kein Ergebnis, genauso wie die Suche in den Lizenz-Datenbanken des jeweiligen Staates. Dieser Anwalt existiert schlicht nicht, geschweige denn jemand mit einem Profil, dass man von Vertretern von Jay Z und Beyonce erwarten würde.
Oder denken Sie an Jude Finisterra. Dies war der Name der von einen der Yes-Männer verwendet wurde, den Sprechern von Dow Chemical in der bekannten Falschmeldung von 2004, auf die die BBC reinfiel. Eine Online-Suche oder ein Anruf im Dow-Hauptsitz hätte ergeben, dass niemand mit diesem Namen für Dow arbeitet.(Die Yes-Männer haben außerdem einen Namen gewählt der an sich schon Bedeutung hat: Jude ist der heilige Patron des Unmöglichen und Finisterra heißt das Ende der Welt. Falschmelder nutzen manchmal Namen aus der Literatur. )
Zu guter letzt sollte die Aufmerksamkeit auch auf Fotos gelenkt werden, die als Profilbilder oder Avatare für Personen verwendet werden. Falschmelder nutzen oft Fotos anderer Veranstaltungen oder Fotos von Social Media Profilen für ihre gefälschten Charaktere. Eine umgekehrte Bildsuche ist der schnellste Weg um herauszufinden, ob das wirklich ein Foto der besagten Person ist.
3. Die Nachricht visiert eine bestimmte Personengruppe an oder scheint zu perfekt zu sein
Menschen möchten schlicht die Dinge hören, an die sie eh schon glauben. Es ist ungemein komfortabel wenn uns Informationen vermittelt werden, die unsere bestehendes Wissen und Weltanschauung bestätigen.
Falschmeldungen sprechen oft bestehende Überzeugungen an. So kann sichergestellt werden, dass die Geschichte akzeptiert und weiterverbreitet wird. In North Dakota wurde eine Müllhalde nach Präsident Obama benannt? Obamas Widersacher mögen diese Idee so gut gefallen dass Sie die Geschichte womöglich nicht aufmerksam lesen.
In ähnlicher Weise sind die Geschichten in der Zu-gut-um-zu-überprüfen Katogrie meist so perfekt/ironisch/amüsant, dass Menschen sich dazu verpflichtet fühlen, sie zu teilen. Ein typisches Beispiel: Jay Z und Beyonce wollen die Rechte an der Nationalflagge kaufen. Oder die virale Falschmeldung die behauptete, dass Abraham Lincoln seinerzeit seine eigene low-tech Version von Facebook erfunden hat. Beide sind einfach zu perfekt.
4. Die Meldung hat einen äußeren Putz (und nur den Äußeren) an Authentizität
Eine Falschmeldung muss Wege finden, um Glaubwürdigkeit zu vermitteln. Falschmeldungen zitieren oft andere Medien, um ihre Behauptungen zu untermauern. Aber meistens verlinken sie nicht zu diesen (nicht existierenden) Artikeln oder sie verlinken schlicht die Homepage der zitierten Webseite. Sie setzen darauf, dass die meisten Menschen den Schritt nicht gehen werden und tatsächlich auf den Link klicken.
Falschmelder werden auch oft die Namen von Polizisten oder anderen Autoritätspersonen erfinden und sie zitieren. So hat zum Beispiel die Geschichte über die Müllhalde in North Dakota zwei Senatoren zitiert, die es nicht gibt.
5. Die Geschichte fällt auseinander, wenn Sie sich auf die Details fokussieren
Klicken Sie auf alle Links, Googlen Sie alle Namen, machen Sie eine Rückwärtssuche für alle Bilder, und führen Sie eine Whois-Suche der Domain durch. So finden Sie den Baustein, der das Gerüst zum Fallen bringt. Jede Information in der Meldung sollte untersucht werden. Alles was auf dem ersten Blick als wirklich erscheint, wird sich nach ein paar schnellen Klicks und Suchen als falsch herausstellen.
Die erwähnte Lincoln-Falschmeldung? Der Zeitungsartikel, der als Hautquelle genutzt wurde, beinhaltet ein verräterisches Anzeichen für eine Falschmeldung. Dieser Hinweis kam von einem Kommentator eines Artikels, den ich über die Falschmeldung gemacht habe:
Der betreffene “Zeitungsartikel”: